Neubau einer RSA

Großprojekt Die Königlich privilegierte Schützengesellschaft in Rain stellt ihren Neubau fertig und hofft nun, den Betrieb so bald wie möglich im gewohnten Maß aufnehmen zu können.

Text und Bild von Helmut Bissinger

Rain Wie können die Vereine für die Jugend attraktiv sein? Mit dieser Frage beschäftigen sich die Verantwortlichen nicht erst seit der Pandemie. Die Einschränkungen haben aber wie ein Brennglas gewirkt. Die Königlich privilegierte Schützengesellschaft in Rain hat bereits vor Beginn der Krise eine Antwort gefunden: Sie hat sich für einen Ausbau ihres Schützenheims und der sportlichen Möglichkeiten entschieden.

„Corona war für uns Fluch und Segen zugleich“, blickt Lorenz Grünwald zurück. Er ist Schriftführer des Vereins. Er hat aber auch den Um- und Ausbau des Schützendomizils geplant. Niemals hätte man gedacht, so viele freiwillige Arbeitsstunden leisten zu müssen, um das Projekt zu verwirklichen. Das sei während der gesellschaftlichen Einschränkungen letztlich möglich gewesen. 11.200 Stunden arbeiteten die Mitglieder der Schützengesellschaft, um das ehrgeizige Ziel zu erreichen. Geplant waren 4800 gewesen.

Ein Segen sei es aber gewesen, dass die Mehrwertsteuer abgesenkt wurde. 16.000 Euro, rechnet Grünwald vor, habe man sich dadurch gespart. Apropos Kosten: 1,22 Millionen Euro sind verbaut worden. Der Freistaat hat aus einem Sondertopf gehörig gefördert, der Bayerische Sportschützenbund aber ebenso. 20 Prozent der Baukosten wiederum hat die Stadt Rain übernommen. Besonders beachtlich: Der Verein sammelte 180.000 Euro von privater Seite. „Da sind wir sehr dankbar“, sagt Schützenmeister Marc Ginal.

Noch vor drei Jahren sah es um den Verein nicht gerade rosig aus. Zwar hatte man ein komfortables finanzielles Polster, doch bei einem Blick in die Zukunft war klar: „Wir stehen am Scheideweg. “Zweiter Schützenmeister Adalbert Kefer erinnert sich noch gut an die Zeit, als im Vorstand über Weitermachen oder Aufgeben diskutiert worden war. „Es war ein Problem von existenziellem Ausmaß“, sagt Kefer. Nach Überschwemmungen durch den Lech drohte die Auflösung des Vereins, weil auch die Emissionsschutzauflagen durch provisorische Sanierungen nicht mehr eingehalten werden konnten.

Ein langer Weg begann: Planungen, Genehmigungen, die Finanzierung – das nahm viel Zeit in Anspruch. Nun aber dürften die Schützen eigentlich glücklich sein, wenn da nicht Corona wäre. Das Herzstück des Neubaus ist eine 450 Quadratmeter große Schießhalle mit zwei Schießbahnen, die modernstem Standard entsprechen und sämtliche Wettbewerbsrichtlinien erfüllen. Das haben die Rainer inzwischen schriftlich, wurde die Anlage doch zwischenzeitlich von Experten ohne Beanstandungen freigegeben. In der neuen Anlage gibt es eine elektronische Trefferaufnahme, die die Treffer auf einem Monitor anzeigt und auf einen Bildschirm ins Vereinsheim einspielt.

Jetzt hoffen alle im etwas mehr als 200 Mitglieder zählenden Verein, „dass uns Corona nicht weiter einen Strich durch die Rechnung macht“. Weil nicht im üblichen Maß geschossen und danach zusammengekommen werden kann, sind auch die Umsätze im Ausschank drastisch zurückgegangen. Eigentlich seien die Beschränkungen zumindest fragwürdig, ist man sich im Vorstand einig, habe man doch eine Lüftungsanlage eingebaut, die Schmauch- und Bleipartikel, die beim Schießen entstehen, absaugt und in einem Spezialfilter sammelt.

Entstanden ist auch ein neues Nebengebäude für Haustechnik, Gymnastik, Aufwärmen, die Waffen und Toiletten. „Der Gemeinschaftssinn ist in jedem Fall geweckt worden“, freut sich Schützenmeister Ginal.
776 Tage nach dem Spatenstich habe man das Ziel erreicht. Die Begeisterung sei groß.

Ausdrücklich verweist Ginal auf eine Besonderheit, die es bislang nur bei wenigen Schützenvereinen in Deutschland gibt. In Rain kann nun auch Inklusionsschießen angeboten werden. Akustische Signale über Kopfhörer ermöglichen es auch sehbehinderten Menschen, Freude am Schießsport zu haben. Aber auch Rollstuhlfahrer und Menschen mit anderen körperlichen Einschränkungen könnten mitmachen.

In der 412 Jahre alten Geschichte des Vereins ist der Entschluss zur Modernisierung ein Meilenstein. Aber nicht nur baulich hat sich der Verein erneuert. Es soll künftig auch neue Angebote geben, wie Blasrohrschießen. „Etwas für junge Leute, sehr beliebt“, fügt Adalbert Kefer hinzu.